Verzögerungen im Entwicklungsprozess

Lass uns die gängigsten Gründe betrachten, warum alte, dateibasierte CAD-Systeme unnötige Verzögerungen im Entwicklungsprozess verursachen.

  1. Zugriff auf Entwurfsdaten
  2. Fehler in der Versionskontrolle
  3. Probleme bei der PDM/PLM- Verwaltung
  4. Mangelnde Analytik & fehlender Projektüberblick

1. Zugriff auf Entwurfsdaten

Die weltweite Pandemie hat für Unternehmen jeder Größe zu unmittelbaren und in manchen Fällen zu dauerhaften Veränderungen geführt. Eine der größten Herausforderungen für viele Firmen bestand darin, auf Entwurfsdaten zugreifen zu können – in einer Zeit, in der gesamte Teams gezwungen waren, dezentral und außerhalb der herkömmlichen Büros zu arbeiten. Dies führte zu dem dringenden Bedürfnis, Wege zu finden, um auf Entwurfsdaten zugreifen und produktiv bleiben zu können, während man dezentral tätig war. Nachdem sie im Homeoffice an den Dateien gearbeitet hatten, mussten diese Benutzer ins Büro fahren, um ihre Dateien hochzuladen und einzuchecken und so die Zusammenarbeit mit Kollegen möglichen zu machen.

Für viele Entwickler und Konstrukteure, die sich im neuen Paradigma der Heimarbeit zurechtfinden mussten, erwiesen sich diese Änderungen als Störfaktor. Der fehlende Zugriff auf ihre Workstations im Büro führte zu Verzögerungen, da sie Umwege finden mussten, um Projektfristen einzuhalten und Kundenanforderungen zu genügen. Abgesehen von den Schwierigkeiten beim Zugriff auf die Konstruktionsdateien sahen sich viele mit der Problematik der fehlenden IT-Unterstützung konfrontiert, da die internen IT-Mitarbeiter nicht mehr für eine Fehlerbehebung in Echtzeit verfügbar waren.

Es kam sogar zu wahren Schauergeschichten bei einigen Benutzern, was die Notlösungen betraf, um auf eigene Entwurfsdaten zugreifen zu können. Diese umfassten Fälle, in denen Ingenieure ihre eigenen PCs mit dem Auto zum Büroparkplatz fahren mussten, um dort über das WLAN auf den Büroserver zugreifen und zeitkritische CAD-Dateien herunterladen zu können. Nachdem diese Benutzer dann im Homeoffice an den Dateien gearbeitet hatten, mussten sie zurück zum Büroparkplatz fahren, um ihre Dateien hochzuladen, einzuchecken und so die Zusammenarbeit mit Kollegen möglich zu machen.‘
Auch wenn viele Firmen dedizierte VPN-Verbindungen für ihre Mitarbeiter einrichteten, erwies sich dies als umständlich und teuer. Das Fazit? Auch wenn dateibasierte CAD-Systeme zweifellos einen Fortschritt gegenüber dem papierbasierten Produktentwicklungsprozess darstellten, wurden auch diese grundsätzlich nur für eine bürointerne Nutzung konzipiert. Diese Technologie hat einfach nicht mit der Realität der Zusammenarbeit unter heutigen Konstrukteuren und Entwicklern sowie mit den Entwicklungen einer per Internet vernetzten Welt Schritt gehalten.

In Zukunft sehen sich Unternehmen mit der Realität konfrontiert, dass die Telearbeit aller Voraussicht nach eine größere Rolle spielen wird. Auch wenn die Pandemie abklingen und die Büroarbeit teilweise zurückkehren wird, prophezeien viele Analysten, dass es nicht zu einer vollständigen Rückkehr ins Büro kommen wird. McKinsey and Company prognostiziert in seinem jüngsten Bericht „Future of Work“, dass es aller Voraussicht nach zu einem Hybridansatz zwischen Homeoffice und Büro kommen wird. Diese Prognose korreliert mit den tatsächlichen Präferenzen von Angestellten. Eine kürzliche Umfrage der Zeitschrift Fortune ergab, dass nur 9 % der Büroangestellten, die aktuell noch im Homeoffice tätig sind, in Zukunft vollständig ins Büro zurückkehren möchten.

Zusätzlich gaben 56 % der durch Fortune Befragten an, dass sie ein Hybridmodell vorziehen würden. In Anbetracht der zunehmenden Nachfrage nach Produktivitätstools für die Heimarbeit haben viele Führungskräfte im Bereich der Produktentwicklung erkannt, dass ihre alten, dateibasierten CAD-Systeme den zukünftigen Geschäftszielen nicht mehr gerecht werden.

2. Fehler in der Versionskontrolle

Eine weitere, anhaltende Herausforderung für Benutzer von vor Ort installierten CAD-Systemen ist die Problematik der „Versionskontrolle“ bei Konstruktionsdateien. Beim dateibasierten CAD bestand die zentrale Annahme darin, dass der Benutzer allein an einer einzelnen Stammdatei arbeiten würde. In vieler Hinsicht folgte dies einfach dem bestehenden Denkansatz des ursprünglichen papierbasierten Konstruktionsprozesses. In der damaligen Zeit nahm ein Benutzer Änderungen an der Stammzeichnung vor, die dann sicher in einem Aktenschrank verwahrt wurde. Das dateibasierte CAD folgt dem gleichen Ansatz und erfordert, dass alle Änderungen in einer Datei vorgenommen werden. Die Zusammenarbeit war kein wichtiger Aspekt in der ursprünglichen Entwicklung dateibasierter CAD-Systeme. Daher
ergeben sich bei der Zusammenarbeit mehrerer Benutzer weiterhin große Herausforderungen.

Um gemeinsam mit Kollegen an einem Projekt zu arbeiten, muss ein Benutzer zunächst eine Kopie der CAD-Datei erstellen und diese dann – oft per E-Mail oder über einen File-Sharing-Dienst wie Dropbox – an einen oder mehrere Kollegen weiterleiten. Sobald er die Kopie erhält, muss der Kollege einen Weg finden, um die eigenen Änderungen und Anmerkungen an den Eigentümer der Datei weiterzuleiten; dies erfolgt wiederum per E-Mail oder mittels Dropbox.

Dieser Hin- und Her-Prozess ist umständlich und ineffizient. Es wird deutlich, dass die Durchsicht, Zusammenführung und Zusammenfassung von Feedback unterschiedlicher Projektbeteiligter oft zu enormen administrativen Herausforderungen führt. Leider zieht dieser mühsame Prozess häufig Probleme mit der Versionskontrolle nach sich, sodass wichtige Ideen übersehen werden, zentrale Konstruktionselemente verloren gehen oder versehentlich überschrieben werden.

3. Probleme bei der PDM/PLM-Verwaltung

Um den Problemen der Versionskontrolle beim dateibasierten CAD zu begegnen, haben einige Organisationen zusätzliche externe Produktdatenmanagement (PDM)- oder Produktlebenszyklusmanagement (PLM)Lösungen eingeführt. Leider führen diese Lösungen oft zu anderen, ebenso vielschichtigen Problemen. Insgesamt bedingt die Sperrigkeit dieser Systeme einen erheblichen administrativen Zeitaufwand – zusätzlich zum allgemeinen Arbeitspensum. Benutzer müssen CAD-Dateien „einchecken“ und „auschecken“, ähnlich wie ein digitalisiertes Buch in der Bücherei. Für Entwickler und Konstrukteure, die mit der Lösung technischer Aufgaben befasst sind, sind zusätzliche prozessbezogene Schritte eine unerwünschte Mehrbelastung neben ihrer Aufgabenliste.

Die womöglich größte Herausforderung bei PDM-/PLM-Systemen besteht in dem ihnen zugrunde liegenden Technologieansatz. Indem die Technologie als Türhüter für die Daten fungiert und Benutzeranforderungen außer Acht lässt, führt sie unweigerlich zu Stillstand. Benutzer werden zum Warten gezwungen, wenn Kollegen ihre Arbeit an einer CAD-Datei noch nicht abgeschlossen haben. Der Kollege muss die Datei erst ans System zurückgeben, bevor der Zugriff erteilt wird.

Dieser veraltete Ansatz des Datenmanagements ist kennzeichnend für ein zurückliegendes Technologiezeitalter. Der forcierte serielle Bearbeitungsprozess entspricht eher dem Wasserfallmodell der
herkömmlichen Produktentwicklungsmethodik als dem heute nahezu umfassend gültigen Agile-Ansatz in Technologie und Produktentwicklung.

Für Benutzer von dateibasiertem CAD ist die zusätzliche Wartezeit mehr als nur eine lästige Unannehmlichkeit. Zeitlich enge Projektpläne werden dadurch gefährdet und die Produktivität geopfert, da Benutzer untätig herumsitzen müssen, während sie auf den Zugang zu einer erforderlichen Datei warten. Man kann sich leicht vorstellen, welchen Schaden dieser überholte Datenmanagement-ansatz in Bezug auf die Arbeitsmoral von Mitarbeitern verursacht. Da Benutzer sich mit immer knapperen Abgabefristen konfrontiert sehen, ist es unvermeidlich, dass es unter Teammitgliedern zu Spannungen kommen kann.

Laut dem Bericht The State of Product Development and Hardware Design 2020 ist die Unzufriedenheit mit derzeitigen PDM-/PLM-Systemen klar und deutlich.Dem Bericht zufolge sind mehr als 50 % der PDM-/PLM-Benutzer der Meinung, dass diese Systeme den Entwurfsprozess insgesamt verlangsamen.

4. Mangelnde Analytik & fehlender Projektüberblick

In einer Zeit, in der Produkte immer komplexer werden und viele Firmen mehrere Projekte gleichzeitig betreuen, gewinnen im Rahmen des Lebenszyklus eines Projekts Daten und Analysen zunehmend an Bedeutung. Leider bietet das alte, dateibasierte CAD nicht die Einblicke, die heutige Teams benötigen.

Nehmen wir das Beispiel eines Technischen Leiters, der versucht herauszufinden, auf welchem Stand sich verschiedene aktive Projekte befinden. Beim dateibasierten CAD ist es für diese Person nahezu unmöglich,
mit Gewissheit – und in Echtzeit – zu ermitteln, was bei verschiedenen aktiven Entwicklungsprojekten vor sich geht. Die Gründe hierfür sind einfach. Die Entwickler dateibasierter CAD-Systeme, die auf der Annahme einzelner Stammdateien basieren, haben nie die Notwendigkeit von Analysen oder einer Zusammenarbeit in Echtzeit in Betracht gezogen.

Bei herkömmlichen Vor-Ort-CAD-Systemen kann ein Projektmanager nicht erkennen, wie lange ein Ingenieur tatsächlich an einer Konstruktion arbeitet. Sobald ein Benutzer eine Datei auscheckt, ist der Status dieser CAD-Datei für andere nicht einsehbar. Erst wenn der Benutzer die Datei wieder ins System eincheckt, können andere erkennen, welche Arbeiten durchgeführt wurden. Tatsächlich ist es so, dass sämtliche Arbeiten an der CAD-Datei für die gesamte Zeit, in der sie aus dem System ausgecheckt ist, für Kollegen und Führungskräfte nicht erkennbar sind.

Abgesehen von fehlender Transparenz kann dieser Datenmanagementansatz auch zu zusätzlichen Fehlern und Verzögerungen führen. Wenn beispielsweise ein Benutzer ein falsches Bauteil in die eigene Konstruktion integriert, könnte ein Vorgesetzter mit Echtzeitzugriff dies leicht erkennen und korrigierend eingreifen. Beim dateibasierten CAD könnte der Benutzer hingegen eine Woche lang mit dem falschen Bauteil arbeiten – beziehungsweise so lange, bis die Datei wieder eingecheckt werden muss. Im Ergebnis führt damit ein kleiner Fehler zu einem großen Fehler und zu erheblicher Zeitverschwendung.

So wie die Zusammenarbeit per E-Mail eine Notfalllösung darstellt, lassen sich beim dateibasierten CAD auch für die fehlende Echtzeit-Transparenz Notfalllösungen finden. Und ebenso wie bei der E-Mail sind auch diese Lösungen ineffizient und nicht optimal. Im Fall der Analytik müssen viele technische Leiter von ihren Teammitgliedern einfordern, dass diese ihre Arbeit für einen gewissen Zeitraum unterbrechen und zeitgleich all ihre Dateien ins System einchecken. Wie man sich leicht vorstellen kann, sind diese Check-ins
für die Produktivität von Entwicklern und Konstrukteuren extrem hinderlich.

Diese obligatorischen Check-ins bieten zudem nur einen begrenzten Zeitraum, in dem Einblicke in den tatsächlichen Status eines CAD-Modells möglich sind. In diesem schmalen Zeitfenster, in dem niemand arbeitet, kann sich ein Manager eine „Momentaufnahme“ vom Status eines laufenden Projekts verschaffen. Sobald die CAD-Datei erneut ausgecheckt werden und die Teams wieder arbeiten, sind die Fortschritte und der Status während der verbleibenden 32 bis 40 (oder mehr) Bearbeitungsstunden pro Woche wiederum nicht ersichtlich.

Für Manager, die mit einem erweiterten oder sogar weltweiten Konstruktionsteam arbeiten, ist es noch schwieriger, sich Echtzeitdaten und -analysen zu verschaffen. Leiter der Produktentwicklung benötigen
zunehmend Analysedaten, um Einzelmitarbeiter besser führen zu können, um den aktuellen Status von Projekten besser zu verstehen und bei Bedarf Hindernisse auszuräumen.

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Quelle: https://www.onshape.com/en/blog/-students-urban-mobility-electric-longboard-design

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